— KATHMOGRAPHY

hot spot vienna – orlando di castello



“So schön und unwahrscheinlich “wie die zufällige Begegnung eines Regenschirms und einer Nähmaschine auf einem Operationstisch” (Lautréamont) ist auch die Imagination des Architekten, für ein Rendezvous z.B. zwischen Queen Elisabeth, dem Rapper 50 Cent und einem Mädchen aus Tirol ein ideales Setting zu entwerfen. Trotz starker dekorativer Kontraste – zartes Blumenmuster trifft auf harte metallische Nieten – zerfällt der Raum des “Orlando di Castello” nicht in seine einzelnen Bestandteile und brüskiert die Gäste auch nicht mit überzogener Narration.

Die Assoziation zu einem surrealistischem Szenenbild ist angesichts leicht verschobener Perspektiven nicht von der Hand zu weisen – Sockelleisten verwandeln sich in Wandverkleidungen, Stehlampen werden zu Deckenleuchten, “Stoffbahnen teilen sich in kleine zettelartige Tücher, Sitzbänke explodieren in kleine nierenförmige Segmente” (Kosutic) usw. Man kann sich einen Café- und Kuchennachmittag mit Tanten hier ebenso vorstellen wie eine Gruppe verruchter und verrauchter Edelrocker, die sich unter die “after work”-Anzüge eines gewöhnlichen Tagesausklangs mischt.

Die bindende Grundfarbe Weiß schlägt je nach Material und Oberflächentextur einen anderen Ton an und changiert – mal unschuldig und frisch, mal brüsk und hart – zwischen Silber, Samt und Gold. Die Stimmungswechsel der einzelnen Raumbereiche (Bar, Lounge, Gastraum) wird durch zahlreiche Möbel-Sonderanfertigungen und eine sorgfältige Lichtregie unterstützt. Das historische Portal Richtung Freyung wurde saniert, adaptiert und ebenfalls Weiß lackiert, das starke ODC Branding ist auf spielerische Weise in die Raumgestaltung integriert. Im Unterschied zu Lokalen, deren explizites Design sich auch als lähmend erweisen kann, gelang es Denis Kosutic auch hier mit bewährter Ironie, ein gewisses Etwas einzufangen. Was das ist? – Je ne sais quoi…” (Text: Gabriele Kaiser)


ein absoluter traum von einem wiener lokal. die tatsache, dass kaffee an der bar weniger kostet, steigert nur noch mehr das italienische klischee. die corporate identity von ODC sprüht von jedem winkel und sogar visitenkarten findet man, passend zum tapetenmuster, an der theke zum mitnehmen – wohl um sich etwas von der schönheit zur erinnerung mit nach hause nehmen zu können. definitiv top!

PS: unbedingt diesen wundervollen pistazien-weichsel plunder probieren.


2 comments
  1. [...] Orlandi di Castello Caféhauses. Ein architektisches Auge auf das dabei spezielle Innendesign hat Kathmography geworfen und den Alltags,- und Geschmackstest gibt es bei Fanfarella nochmal [...]

  2. h.anna says: 4. November 201021:30

    bin heute vorbei spaziert und dachte! perfekt für unser blogger speeddating :D

Submit comment